19. Mai 2014
19. Mai 2014
Text: Pepo Meia
Hallenbad Hietzing: Die Stadt Wien hat in den letzten Jahren große Anstrengungen unternommen, die Hallenbäder für behinderte Menschen zugänglich zu machen - leider nicht für alle. Das Bäderpersonal ist generell sehr bemüht und hilfsbereit und versucht auch individuelle Lösungen für Menschen mit Behinderung zu finden (Ausnahmen bestätigen die Regel).
Das Hietzingerbad (Kombibad) befindet sich in der Atzgersdorferstraße 14, 1130 Wien;
Öffis: U6 Phildelphia-Brücke, dann Straßenbahn Linie 62 bis Atzgersdorferstraße oder U4 bis Hietzing, dann mit dem Autobus 56B (soll demnächst in 56A umbenannt werden) - dann 5 Minuten zu Fuß- bzw. Rollweg;
Das Bad wurde 1978 eröffnet und war eines von sechs sogenannten Bezirkshallenbädern die damals errichtet wurden. An behinderte Mitbürger hat man damals nicht gedacht - die Bäder wurden nachgerüstet. Das Sommerbad wurde 1979 eröffnet. Im Innenbereich ist es ähnlich wie das Brigittenauer Hallenbad konzipiert, jedoch hat es unverständlicher Weise keinen Aufzug sondern einen Treppenlift/Schrägaufzug, der sich sehr langsam und mit Unterbrechungen - es dürfte sich um ein älteres Modell handeln - die steilen Stufen bis zum Eingangsbereich hochquält. Der Haupteingang kann von „Rollibenutzern“ alleine nur schwer geöffnet werden, eine Klingel, damit man sich bemerkbar manchen kann ist nicht vorhanden. Eine Begleitperson ist unbedingt erforderlich!
Anm.: BMIN-Red.: Es gibt zwei Duschrollstühle - davon ein älteres Modell. Wie am Foto unten links ersichtlich, hat der Bade-Rollstuhl kleine Löcher damit das Wasser abrinnen kann. Der Rahmen des Rollstuhles wurde senkrecht gebaut, damit kommt man näher zum Sessel-Beckenlift. Das neuere Modell, (das obere Foto rechts) ist unserer Meinung nicht für Bäder geeignet, man verwendet solch ähnliche Rollstühle auch in Pflegeheimen um die Notdurft verrichten zu können). Mit so einem Rollstuhl kann man nur schwer zum Sessel-Beckenlift in die Schwimmhalle gelangen, da dieser zwar „wasserfest“, jedoch nicht für größere Strecken geeignet ist. Außerdem ist der Spalt zwischen Duschrollstuhl und des Sessel-Beckenliftes relativ groß (Unfallgefahr). Mit dem Straßenrollstuhl ist es untersagt in die Schwimmhalle zu fahren.
Generell ist zu kritisieren, dass keine betroffenen Fachleute bei Umbauten, Nachrüstungen, Rollstuhlanschaffungen etc. in die Entscheidungsfindungen eingebunden werden.
Anm. BMIN-Red.: Ein Sessel-Beckenlift (Einstiegshilfe) ist ein Plastikstuhl mit dem mobilitätseingeschränkte Personen per Hydraulik ins Wasser gelangen.
Das Angebot für behinderte Mitbürger:
Hallenbad: Ein WC, eine Brause, drei Kästchen, ein Treppenlift/Schrägaufzug, zwei Dusch-Rollstühle, zwei Sessel-Beckenlifte, fünf Parkplätze.
Sommerbad: ein WC, eine Brause, vier Kästchen, ein mobiler Sessel-Beckenlift, zwei Dusch-Rollstühle;
Behinderte Mitbürger brauchen oft eine Liege um sich umziehen zu können. Eine Liege ist zwar im Hietzinger Hallenbad vorhanden (Foto links), jedoch sehr hart und aus Holz. Das Hietzinger Sommerbad wurde jedoch mit einer gepolsterte Liege (Foto rechts) wie es in anderen Bädern Standard ist, ausgestattet.
Das Sommerbad in Hietzing wurde 1979 eröffnet und nachträglich für Behinderte Manschen nachgerüstet. Umkleidekabine mit Liege, Behinderten-WC und Duschmöglichkeit. Auch eine mobile Einstiegshilfe ist vorhanden (Wie jedoch auf den Fotos ersichtlich, sind die Räumlichkeiten für diese Bevölkerungsgruppe sehr klein geraten).
Unser Eindruck war, dass im Hietzinger Hallenbad behinderte Menschen nicht willkommen sind - schon allein von der behindertengerechten Ausstattung her. Die Schwimmhalle hat, wenn man andere ähnliche Bezirksbäder vergleicht, eine spartanische Ausstattung (wenig Sitz- und Liegemöglichkeiten). Außerdem hatten wir ein diskriminierendes Erlebnis mit einem Angestellten des Bades, der meine Begleitperson wegen der Bekleidungsvorschrift partout nicht in die Schwimmhalle lassen wollte. Die Betriebsleitung schritt daraufhin ein. Der Angestellte dürfte ein gestörtes Verhältnis zu Menschen mit Behinderung haben, denn dieser provozierte uns noch dermaßen weiter, dass ich fast meine „gute Kinderstube“ vergessen hätte...
Unsere nachträglichen Recherchen haben unseren Eindruck bestätigt, da Herr Dr. Toni Günkel bereits im Jahre 2009 ein Klagsverfahren gegen die Gemeinde Wien (Bundesverfassung, UN-Behindertenrechtskonvention) angedroht hat.
Viel zu keiner Duschsitz - siehe Foto